Das PARP Framework forscht seit 2020 als Initiative für Wissenschaftserneuerung im Bereich der kritischen Konflikt- und Gewaltforschung. Die Abkürzung PARP steht für Participatory Action Research: Police; also für Teilnehmende Aktionsforschung über die Polizei. Der inhaltliche Themenschwerpunkt des Projekts ist demgemäß das Polizeigeschehen in der Bundesrepublik Deutschland. Das hoheitliche Handeln der Polizei wird im Rahmen des Projekts anhand von Normen der Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit untersucht. Die genannten Fundamentalnormen liberaler Gesellschaftsordnung sind nicht nur in internationalen Übereinkommen verfasst (zum Beispiel im Zivilpakt der Vereinten Nationen), sondern haben als normative Verfassungsordnung auch ihren Niederschlag in der Gesetzgebung Deutschlands gefunden.
Dennoch werden in Deutschland individuelle Freiheits- und Schutzrechte verletzt und unterlaufen. Derweil sind demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien mangelhaft praktisch umgesetzt und werden in der Gegenwart, im Aufwind rechter und autoritärer Politik, grundlegend infrage gestellt und abgebaut. Sei es mit den Verschärfungen des Polizeirechts in den deutschen Ländern in den letzten Jahren. Diese Entwicklungen weg von liberaler politischer Ordnung – die vermehrt von gewichtigen Stimmen im öffentlichen Debatten delegitimiert wird – hin in die Richtung eines (extrem) rechten Autoritarismus sind in der politischen Praxis der Institution Polizei in Deutschland ersichtlich. Einerseits sehen wir, wie rechtsextreme und rassistische Wissensbestände die weitgehend unkontrollierte und unerforschte Institution durchdringen, während die zuständigen Kontrollinstanzen versagen, diese strukturelle Wahrheit anzuerkennen, geschweige denn etwas Entschiedenes entgegenzusetzen. Anderseits wird die Polizei als wichtigstes Organ exekutiver Gewalt mobilisiert beziehungsweise agiert teils eigenmächtig, um Proteste und machtkritischen Dissens (siehe etwa den Umgang mit Klima- und Umweltschutzbewegungen) gewaltsam einzuhegen sowie marginalisierte Sozialgruppen und rassifizierte Minderheiten ausgreifend zu kontrollieren. Letzteres lässt sich unter anderem in dem Racial Profiling in deutschen Großstädten alltäglich beobachten.
Um den obigen Feststellungen gerecht zu werden und Forschung ‘von unten’ in Zeiten eines illiberalen Momentum zu entwickeln, setzt das PARP Framework auf eine interdisziplinäre Wissensproduktion, die die Betroffenen von Polizeimaßnahmen und ihre Perspektiven mittels Partizipative Aktionsforschung in Forschungsprozesse mit einbezieht. Der empirische Fokus ist dabei die Freie und Hansestadt Hamburg, ein Bundesland Deutschlands, wobei der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg als Erhebungsareal ausgewählt wurde.
Das Gesamtziel dieser Anstrengung ist eine evidenzbasierte – mit Lokalexpertise bereicherte – Beschreibung urbaner Konflikte und thematischen Polizeihandelns im Kontext globaler Unsicherheit, autoritaristischem Aufwind und der Schwierigkeiten, exekutive Gewalt einzuhegen. Dadurch sollen Wissenshierarchien reduziert werden, benachteiligte Menschen zur Raumnahme in politischen Diskursen ermächtigt werden und Informationen für lokale Konsultationen generiert werden. An zentralen Stellen der Wissensproduktion soll ferner auf international verankerte Normen des Liberalismus Bezug genommen werden, wodurch die Ergebnisse der Forschungsprozesse mit normativer Autorität, politischer Legitimation und begründetem Rechtsanspruch ausgestattet werden können. Für diesen Zweck wird die Forschung dauerhaft von zwei sich ergänzenden Leitfragen gerahmt; die Fragen sollen dabei den Kontrast zwischen liberaler Theorie und empirischer Polizeipraxis hervorheben:Die Mittel für die unabhängige Forschung des PARP Frameworks stammen sowohl aus öffentlichen Fördermitteln als auch aus privaten Spenden und Zuwendungen.
Die Forschenden des PARP Framework danken im Besonderen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder sowie dem Zentrum für interdisziplinäre Studienangebote der Universität Hamburg für die finanzielle und personelle Unterstützung bei der Etablierung des Projekts.
Das PARP Framework wird derzeit von zwei Forschenden geleitet.